business people handshaking
iStockPhoto/daizuoxin
Inspiration Informieren

Vertrauensbasierte Arbeitsumgebungen sind smart!

13.04.2024
von SMA
Tobias Véron, Consultant und Mitinhaber bei Great Place To Work

Tobias Véron
Consultant und Mitinhaber bei Great Place To Work

Aktuell ist selten etwas stetig und stabil, so geben sich Trends und Arbeitsweisen gegenseitig munter die Klinke in die Hand. Die Digitalisierung hat längst Einzug gehalten und wird durch weitere Vernetzungsmöglichkeiten und künstliche Intelligenz kontinuierlich vorangetrieben. Unter dem Begriff «New Work» manifestieren sich neue Arbeitsweisen und Arbeitsabläufe, die sowohl Arbeitnehmende als auch Arbeitgebende mit hohen Erwartungen konfrontieren. Während einige diese Bewegungen als Chance begreifen und aktiv umsetzen, haben andere bereits genug von der ständigen Veränderung. Doch unabhängig von unserer persönlichen Einstellung ist klar: Die kontinuierliche Veränderung hat bedeutende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und -alltag. Betroffen davon sind einerseits wirtschaftliche Aspekte auf Organisations- und Branchenebene, aber noch wichtiger, alle Mitarbeitenden, direkt oder indirekt. Neue Trends und Arbeitsweisen erfordern von Arbeitgebern und Arbeitnehmenden gleichermassen Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und Kreativität.

Ein kleines Gedankenspiel:

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Ruderboot auf einem ruhigen Fluss. Die Sonne spiegelt sich sanft auf der glatten Wasseroberfläche wider und Sie gleiten mühelos voran. In solchen Momenten fühlt sich das Rudern einfach an. Der Fluss ist ruhig, die Route ist vertraut, die Richtung klar. Sie können sich ganz auf den gleichmässigen Rhythmus des Ruderschlags konzentrieren, während die Steuerperson den Kurs bestimmt, immer geradeaus und ohne Hindernisse.

Doch plötzlich spüren Sie, wie der Wind langsam aufkommt und das Wasser unruhiger wird. Kleine Strudel und Stromschnellen fordern Ihre Aufmerksamkeit und das Boot schwankt leicht. Einflüsse von aussen lassen den Flussboden unruhig werden und das Wasser aufrauen. Die Strömung wird schneller und ungleichmässig und Sie merken: Wir müssen jetzt handeln. Es ist an der Zeit, das Ruderboot gegen ein wendigeres Schlauchboot einzutauschen, das besser auf die Herausforderungen des sich verändernden Flusses reagieren kann.

Während Sie sich im Schlauchboot zurechtfinden, bemerken Sie, dass die Steuerperson nicht mehr allein die Richtung vorgibt. Stattdessen wird die Navigation zu einer gemeinsamen Aufgabe. Sie und Ihre Mitfahrer:innen haben den Blick nach vorne gerichtet und müssen zusammenarbeiten, um Hindernisse zu erkennen und zu umschiffen. Das Schlauchboot schwimmt mit der Strömung voran und die Aufgaben bestehen vor allem darin, das Boot auf Kurs zu halten. Jede:r hat einen Beitrag zu leisten, und das Vertrauen untereinander wird zu einem entscheidenden Faktor für den Erfolg.

Ähnlich verhält es sich in der Arbeitswelt. In ruhigen Zeiten mag es einfach sein, den Status quo aufrechtzuerhalten und die bekannten Routinen beizubehalten. Doch in unserem Gedankenexperiment auf dem Fluss wird deutlich, dass sich die Umstände ständig ändern können. Wie navigieren Sie erfolgreich durch die Wirbel der sich wandelnden Arbeitswelt? Wie nutzen Sie die Strömung zu Ihrem Vorteil? Sobald sich die Umstände ändern und neue Herausforderungen auftreten, werden Aspekte von Vertrauen und Zusammenarbeit wichtiger. Nur wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer:innen gemeinsam navigieren und aufeinander vertrauen können, ist es möglich, erfolgreich durch die Strömungen des Wandels zu steuern.

In einer Zeit, in der die Technologie rasante Veränderungen vorantreibt und die Globalisierung die Grenzen verschwimmen lässt, sind Unternehmen und ihre Mitarbeiter:innen gefordert, sich anzupassen und flexibel zu bleiben.

Eine Veränderung in der Umgebung erfordert also auch eine Anpassung im Inneren und bringt eine neue Komponente zum Vorschein. Etwas, auf welcher die Zusammenarbeit aufbaut und ermöglicht, den neuen Weg erfolgreich zu bestreiten. Etwas, das langfristige Stabilität und Sicherheit bietet und ermöglicht, diese Veränderungen gewinnbringend abzufedern und umzusetzen und alle Mitarbeitenden beisammenzuhalten.

Innerhalb der Veränderung in der Arbeitswelt lässt sich eine solche Komponente im gegenseitigen Vertrauen finden. Vertrauensbasierte Arbeitsumgebungen werden immer mehr zur Schlüsselkomponente für den Erfolg. Denn nur in einem Umfeld, in dem Vertrauen herrscht, können Mitarbeiter:innen ihr volles Potenzial entfalten und kreative Lösungen für komplexe Probleme finden. Und das ist nicht nur notwendig, sondern smart. Denn Arbeitgeber, die in den Aufbau einer solchen Kultur des Vertrauens investieren, ernten nicht nur zufriedenere Mitarbeiter:innen, sondern auch langfristige Erfolge und eine starke Position im Wettbewerbsumfeld.

Smarte Employer verstehen aber auch, dass Vertrauen ein fragiles Gut ist und sich in verschiedenen Ausprägungen zeigen kann. Es beginnt bei einem respektvollen Umgang innerhalb der Belegschaft, zeigt sich in einer fairen Herangehensweise an Bezahlung und Beförderung sowie in glaubwürdigen Handlungen durch die Führungskräfte.

Doch auch die Mitarbeitenden suchen untereinander einen Zusammenhalt, in welchem sie sich auf ihre Kolleg:innen verlassen können, sich gegenseitig aushelfen. Es geht darum, gemeinsam eine gute Zeit zu haben und einen Stolz zu entwickeln – gegenüber ihrer Arbeit, dem Team und der Organisation als Ganzes.

Vor allem dieser Stolz ist es, der sich dann auch nach aussen zeigt. Ein smarter Employer wird nicht nur durch gross angelegte Projekte auf Führungsebene zu einem smarten Employer, sondern durch den Zuspruch und der erlebten Veränderung seiner Mitarbeitenden. Sei es durch die Erzählungen und Empfehlungen im Kollegenkreis, an den Familienfesten oder in den Vereinen, die durch die Mitarbeitenden nach aussen getragen werden. Oder durch die Ideen und Massnahmen, welche den Wünschen und Bedürfnissen der Mitarbeitenden entsprechend und ihren Arbeitsalltag vertrauenswürdiger machen.

Denn wenn man vor einem grossen Berg an Fragen und Vertrauensmassnahmen steht und nicht genau weiss, wo man anfangen sollte, dann sind die besten und wissendsten Wegbereiter immer noch die eigenen Mitarbeitenden. Jene Personen, welche sich täglich mit den Themen und Veränderungen der Organisation auseinandersetzen, neue Ideen und Herangehensweisen einbringen und ein grosses Interesse daran haben, ihren Arbeitsalltag möglichst angenehm und fördernd zu gestalten.

Dieser Weg zur Vertrauenskultur erfordert kontinuierliche Reflexion und Anpassung. Organisationen müssen bereit sein, alte Denkmuster und starre Prozesse aufzubrechen und Platz für neue Arbeitsweisen und -kulturen zu schaffen. Es ist eine Reise des gemeinsamen Lernens und Wachsens, die von Vertrauen, Respekt und Offenheit geprägt sein sollte.
In diesem Sinne sollten wir die Herausforderungen der sich wandelnden Arbeitswelt als Chance begreifen, unsere Arbeitskultur zu verbessern und ein Umfeld zu schaffen, in dem alle Mitarbeiter:innen ihr volles Potenzial entfalten können. Denn letztendlich sind es die Organisationen, die in eine vertrauensbasierte Arbeitskultur investieren, welche am besten für die Zukunft gerüstet sind und langfristigen Erfolg verzeichnen werden.

Text Tobias Véron, Consultant und Mitinhaber bei Great Place To Work

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Vorheriger Artikel
Nächster Artikel