Das Traditionsunternehmen V-Zug bringt seit mehr als einem Jahrhundert «Swiss Quality» in Küchen und Stuben weltweit. Doch auch der Haushaltsgerätehersteller muss sich in einem zunehmend schwierigen Marktumfeld behaupten. Umso essenzieller ist es, dass man die passenden Mitarbeitenden findet – und fördert.
Herr Spirig, wie hat sich V-Zug in den letzten Jahren entwickelt?
Ein grosser Meilenstein war sicherlich der Börsengang im Jahr 2020. Seitdem ist V-Zug ein eigenständiges Unternehmen, das sich voll und ganz auf sein Kerngeschäft im Feld der Haushaltsapparate konzentrieren kann. Dies tut es nun seit über 110 Jahren und entwickelt und produziert bis zum heutigen Tag den grössten Teil des Produktportfolios in der Schweiz. Hierzulande verstehen wir uns als Marktführerin. Im Ausland expandieren wir seit einigen Jahren mit unserer Metropolitan-Strategie.
Metropolitan-Strategie?
Genau. Das bedeutet, dass wir uns im Premiumsegment in Metropolen mit hoher Kaufkraft positionieren. Wir entwickeln uns also von einem rein schweizerischen Unternehmen zu einer immer globaler werdenden Premiummarke. Unsere Wurzeln jedoch sind und bleiben hier.
Welche Rolle spielen dafür Innovation und Technologie?
Beide Aspekte nehmen wie bei fast jedem fertigenden Schweizer Unternehmen eine tragende Rolle bei uns ein. Wir verstehen uns als Vorreiter, was Innovation, Technologie, Qualität und Langlebigkeit angeht. Doch technologische Innovationskraft allein genügt nicht. Heute spielt es auch eine zentrale Rolle, dass man sich als starke Marke positioniert. Zudem ist der ästhetische Anspruch gestiegen, schliesslich sind offene Küchen mehr und mehr im Wohnraum integriert. Die Welt des Designs ist daher viel wichtiger für uns als noch vor einigen Jahren. Hier punkten wir mit unserem – wieder typisch schweizerischen – minimalistischen und doch edlen Design. Zusammengefasst lässt sich sagen: Technik mit einfacher Bedienung, Qualität und Design spielen bei der Entwicklung neuer Produkte eine grosse Rolle. Auf diese Stärken werden wir uns auch künftig fokussieren, denn wie in vielen Industrien besteht auch in unserem Segment kein Mangel an Herausforderungen. So hatten wir im Jahr 2023 etwa aufgrund von Währungseffekten einen Rückgang beim Umsatz hinzunehmen. Währungsbereinigt wäre der Umsatz im Eigenmarkengeschäft im Ausland stabil geblieben, während wir in der Schweiz einen leichten Rückgang hatten. Gleichzeitig konnten wir Fortschritte bei der Profitabilität erzielen. Das Marktumfeld bleibt also anspruchsvoll. Glücklicherweise können wir uns bei V-Zug auf erstklassige Mitarbeitende verlassen und wir begegnen sämtlichen Herausforderungen als Team.
Dieses Teamwork setzt eine gesunde Unternehmenskultur voraus. Wie würden Sie die Kultur von V-Zug beschreiben?
Für uns steht das Vertrauen im Mittelpunkt. Teamwork, Fairness, Authentizität sowie Transparenz bilden wichtige Grundlagen für die psychologische Sicherheit unserer Angestellten und sind damit essenziell für eine solide Vertrauenskultur. Diese Werte sind auch in unseren Leadership-Prinzipien verankert. Wir pflegen gegenseitigen Respekt und Interesse an anderen Meinungen und arbeiten kontinuierlich daran, diese Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Gleichzeitig ist es aus den genannten Gründen wichtig für uns, performant zu sein. Daher stellen wir eine leistungs- und menschenorientierte Kultur durch unsere Prozesse, Instrumente und Führungsausbildung sicher.
Wie positioniert sich Ihre Firma als gute Arbeitgeberin, insbesondere angesichts des grassierenden Fachkräftemangels?
Die demografische Entwicklung in der Schweiz sowie im angrenzenden Ausland wird das Potenzial der zur Verfügung stehenden Arbeitnehmenden in den kommenden Jahren stark beeinflussen. Wir werden daher in Zukunft weniger jüngere Arbeitskräfte und dafür zunehmend ältere Arbeitnehmende im Arbeitsmarkt antreffen. Konkret bedeutet dies für uns: Wir müssen uns noch mehr darauf konzentrieren, existierende Know-how-Trägerinnen und -Träger langfristig im Unternehmen zu halten und ihnen zu diesem Zweck ein möglichst attraktives Arbeitsumfeld zu bieten. Dazu gehört auch, für spannende Arbeitsinhalte zu sorgen. Hierfür sind wir gefordert, uns und unser Handeln ständig zu reflektieren, denn: One size doesn’t fit all. Parallel dazu müssen wir eine Umgebung schaffen, die Berufseinsteigende anzieht, sowie die lebenslange Kompetenzentwicklung unserer Mitarbeitenden im Auge behalten. Es ist essenziell, deren Arbeitsfähigkeit auf lange Sicht für das Unternehmen und für sie selbst zu bewahren. Das ist keine leichte Aufgabe, denn sie zwingt uns als Unternehmen in vielerlei Hinsicht zum Umdenken. Wir müssen in der Lage sein, vorausschauend zu handeln, um unsere Mitarbeitenden auf diese lebenslange Entwicklungsreise mitzunehmen. Wir sind überdies gefordert, neue Formen der Zusammenarbeit zu etablieren: Der Umgang mit interdisziplinärem Arbeiten sowie neuen Arbeitsmethoden spielt eine wesentliche Rolle. Im Weiteren werden wir uns, um einer diverseren Mitarbeitenden-Zusammensetzung Rechnung tragen zu können, weiter mit neuen Formen von Entschädigungsmodellen, Anreizsystemen sowie gesundheitsfördernden Massnahmen auseinandersetzen.
Wir müssen uns noch mehr darauf konzentrieren, existierende Know-how-Trägerinnen und -Träger langfristig im Unternehmen zu halten und ihnen zu diesem Zweck ein möglichst attraktives Arbeitsumfeld zu bieten. Peter Spirig, CEO V-Zug AG
Sie haben die Kompetenzentwicklung der Mitarbeitenden angesprochen. Welche Rolle spielen Ausbildung und Talentförderung bei V-Zug?
Aktuell bilden wir rund 90 Lernende aus; die Ausbildungen reichen von kaufmännischen Berufen über technische Professionen wie Konstrukteur:in und Polymechaniker:in bis hin zu IT-Berufen. Wir sind sehr stolz auf unsere Lernenden und auch für mich persönlich stellen sie immer wieder eine Bereicherung dar. Gerade kürzlich wurde ich für ein internes Format von einem Lernenden interviewt. Sein Interesse und Mut haben mich wirklich beeindruckt. Abgesehen davon ist uns die individuelle Entwicklung unserer Mitarbeitenden äusserst wichtig. Daher bieten wir facettenreiche Perspektiven für die persönliche und berufliche Entwicklung. Zum Beispiel fördern wir «Learning on the Job» und ermöglichen interne Stellenwechsel. Darüber hinaus bieten wir Entwicklungsprogramme für ambitionierte Mitarbeitende: Zahlreiche interne Ausbildungskurse vermitteln Kompetenzen, die sie benötigen, um neue Verantwortungen wahrnehmen zu können. Unsere beliebten Schulungen für Fachkräfte, Führungskräfte und Projektmanager erweitern bestehendes Fachwissen und ebnen neue berufliche Laufbahnen. Ferner unterstützen wir individuelle Entwicklungsmassnahmen in externen Bildungseinrichtungen, damit unsere Mitarbeitenden am Puls der Zeit bleiben und wertvolles Know-how im Unternehmen weitergeben können.
Das Thema «Nachhaltigkeit» rückt immer mehr in den gesellschaftlichen Fokus und ist für die Fachkräfte von heute ein wichtiges Entscheidungskriterium bei der Jobwahl. Wie integriert V-Zug Nachhaltigkeitsprinzipien in seine Produktentwicklung und Produktionsprozesse?
Das Herstellen von Haushaltsgeräten ist per se energie- und materialintensiv, schliesslich verwenden wir Metalle, Kunststoffe und Elektronik. Hinzu kommt eine relativ komplexe, globale Lieferkette. Unser Anspruch ist es daher, so verantwortungsvoll wie möglich zu agieren. Deshalb berücksichtigen wir alle Aspekte, angefangen bei der kritischen Auswahl unserer Lieferanten über die Standorte und Produktionsmethoden bis hin zu den einzelnen Mitarbeitenden. Wir sind bestrebt, unseren ökologischen Fussabdruck kontinuierlich und systematisch zu senken und gleichzeitig unserer sozialen Verantwortung nachzukommen. Auf diese Weise wollen wir zu allen relevanten Sphären von Nachhaltigkeit einen positiven Beitrag leisten. Kreislaufwirtschaft, Energie- und Wassereffizienz sowie die Förderung unserer Mitarbeitenden sind hierbei unsere Hauptthemen.
Welche konkreten Massnahmen ergreift V-Zug, um den ökologischen Fussabdruck des Unternehmens zu minimieren?
Lassen Sie mich ein Beispiel machen, welches dies gut veranschaulicht: Global gesehen sind wir kein grosser Player, wenn es um den Einkauf von Stahl und Edelmetallen geht. Trotzdem glauben wir, dass wir zu einer umweltfreundlichen Stahlindustrie beitragen können. Wie? Durch Partnerschaften. Für viele unserer Lieferant:innen sind wir eine interessante und herausfordernde Projektpartnerin – gerade weil wir nicht allzu gross sind und deswegen flexibel und schnell agieren können. Gleichzeitig stellen wir hohe Erwartungen an Qualität und Nachhaltigkeit. Wir pflegen daher bereits seit 15 Jahren die Lieferantenbeziehung zur finnischen Firma Outukumpu, der weltweit führenden Herstellerin von zirkulärem, CO2-armen Edelstahl. Diesen setzen wir bereits für die Bottiche und Türinnenteile unserer Geschirrspülmaschinen ein. Mit unserem steigenden Anspruch an kreislauffähige Produkte haben wir uns in den letzten Jahren intensiv mit nachhaltigen Materialien auseinandergesetzt und haben viel dazugelernt. Dieses Wissen setzen wir nun im Praxisalltag ein.
Arbeitsplatzsicherheit ist ein weiteres, zentrales Bedürfnis von Arbeitnehmenden. Wie rüstet sich V-Zug für die Zukunft?
Wir glauben an die Schweizer Fertigungsindustrie. Selbstverständlich sehen wir, wie viele Industriefirmen ihre Produktion verlagern oder verlagert haben. Und selbstverständlich ist es wichtig bei unserer starken Währung, immer besser und effizienter zu werden. 2022 haben wir eine neue, hochmoderne Kühlschrankfabrik in Sulgen im Thurgau bezogen. Aktuell investieren wir in eine umfangreiche Arealtransformation in Zug, die bis 2027 umgesetzt wird. Dann werden wir auf der halben Grundstücksfläche von vor ein paar Jahren unsere Produktivität deutlich erhöhen. Dies ist ein deutlich sichtbares Bekenntnis zum Standort Schweiz. Und natürlich werden wir alles in unserer Macht Stehende tun, um für unsere Mitarbeitenden die bestmöglichen Bedingungen bieten zu können. Denn nur gemeinsam können wir die heutigen sowie künftigen Challenges meistern – und so die Erfolgsgeschichte von V-Zug weiterschreiben.
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