New Work
Inspiration

New Work ist die Arbeitsweise der Zukunft

28.01.2022
von Severin Beerli

Brechen mit traditionellen Hierarchiestrukturen, Digitalisierung, Förderung der Unternehmenskultur, Remote-Arbeit: Die Art und Weise des Arbeitens hat sich in den vergangen Jahren stark gewandelt. «New Work» ist ein Schlagwort, das häufig im Zusammenhang dieser Veränderungen genannt wird. Was steckt genau dahinter?

Im Kontext der anhaltenden Coronapandemie und der damit einhergehenden Veränderungen haben neue Arbeitsweisen weiter an Aktualität gewonnen. In dieser Diskussion um moderne Arbeitsformen kommt man kaum an New Work vorbei. Eingeführt Ende der 70er-Jahre vom Sozialphilosophen Dr. Frithjof Bergmann, beschreibt der Begriff heute den strukturellen Wandel der Arbeitswelt. Fernarbeit, flexible Arbeitszeiten und flache Hierarchien sind dabei nur wenige von vielen Themen, welche im New Work-Diskurs aufgegriffen werden. «Bergmann beschäftigte sich mit der philosophischen Frage nach der Freiheit des Menschen. Nichts schien den Menschen jedoch unfreier zu machen als Arbeit. Mit dem Projekt New Work fand Bergmann schliesslich eine praktische Verwirklichung seiner theoretischen Überlegungen», sagt Stephanie Kaudela-Baum. Sie ist Professorin für Führung und Innovation, forscht in neuen Führungsmodellen und berät auch Firmen in modernen Organisationsweisen. «Bergmann geht davon aus, dass das bisherige Jobsystem am Ende ist. Die Automatisierung führt immer mehr dazu, dass die Menschen sich mit der Frage konfrontiert sehen: Was willst du in Zukunft im Arbeitsleben machen?»

Neue Herausforderungen

Dieser Frage begegnen Menschen heute auch zusammenhängend mit den Themen Digitalisierung, Globalisierung, Migration, Flexibilisierung, Ökologiekrise, demografischem Wandel und Mobilität, welche die gesellschaftliche Transformation heute antreiben und in deren Kontext heutige Zusammenarbeit stattfindet. «Diese Treiber beeinflussen die strukturelle und kulturelle Beschaffenheit von Organisationen und damit auch den Handlungsrahmen für die Organisationsmitglieder. Die Erfolgsformeln für die effektive Gestaltung von Zusammenarbeit stehen unter diesen Bedingungen andauernd auf dem Prüfstand. Viele Managementprinzipien, die aktuell unsere Handlungen anleiten, sind nicht neu, die Transformationsanforderungen hingegen schon», sagt Kaudela-Baum. In diesem Kontext steht New Work als Sammelbegriff für zukunftsweisende und sinnstiftende Arbeit. 

Mehr Flexibilität

Dieser Sammelbegriff umfasst viele Bereiche und entsprechend ist es schwierig, gewisse Einzelaspekte hervorzuheben. Dennoch ist die Flexibilität sicherlich ein essenzielles Thema der modernen Arbeitsgestaltung: «Neben einer flexiblen, dynamischen Produktion zählen flexible Beziehungen zu verschiedenen Wertschöpfungspartnern, beispielsweise zu Lieferant:innen, Kund:innen oder auch Konkurrenten sowie flexible Arbeitsformen zu den zentralen organisationalen Flexibilisierungsformen. Die gesellschaftlichen und organisationalen Prozesse wirken zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Daher ist Flexibilität ein wesentliches Merkmal von New Work», erklärt Kaudela-Baum. Dieser Flexibilitätsprozess findet aktuell auch in einem anderen Modell Ausdruck: «Das Crowdsourcing-Modell ist ein neuer Ansatz zur Verteilung und Durchführung von Unternehmensaufgaben, in dessen Kontext nicht nur unternehmensinterne, sondern auch -externe Individuen am Wertschöpfungsprozess beteiligt werden können. Crowdwork, das Zur-Verfügung-Stellen von individueller Arbeitsleistung auf sogenannten Microtask-, Marktplatz-, Design-, Testing- oder Innovationsplattformen im Internet, gewinnt an Bedeutung», so Kaudela-Baum. 

Digitaler Wandel

Ein weiterer Bereich, den es besonders hervorzuheben gilt, ist sicherlich die digitale Transformation: «Die Arbeitswelt der Zukunft wird in hohem Mass von digitalen Technologien, Automatisierung und Robotisierung der Prozesse sowie von intelligenter Vernetzung von Produkten, Dienstleistungen und Maschinen (Industrie 4.0) geprägt sein», sagt Kaudela-Baum. Dadurch wird auch die Bedeutung kreativer und unternehmerischer Leistung des Menschen betont: «Die Arbeitswelt der Zukunft wird durch kreativ-unternehmerische Inseln und hocheffiziente digitale Prozesse bestimmt sein. Auch die Bedeutung von Wissensarbeit nimmt noch weiter zu.»

Was ist Work-Life-Blending?

Durch New Work wird auch vermehrt auf den Menschen fokussiert. Selbstverwirklichung und Potenzialentfaltung des Einzelnen werden zu wichtigen Werten. Das zeigt sich in Work-Life-Blending: «Die Lebensqualität nimmt einen hohen Stellenwert ein. Alles geht ineinander über, Arbeit und Leben verschmelzen zunehmend. Dank mobilen Geräten erleben wir einen völlig grenzenlosen ‹Arbeitsplatz›», erklärt Kaudela-Baum. Das bietet viele neue Möglichkeiten, birgt aber auch Risiken: «Wir erliegen der Illusion, dass wir durch Work-Life-Blending Freizeit geniessen und simultan mehr oder minder wichtige Aufgaben erledigen können: Direkt vom Bett aufstehen, noch rasch einen LinkedIn Post veröffentlichen und Mails beantworten.» Das kann Stress zur Konsequenz haben, im schlimmsten Fall gar ein Burn-out. Darum ist es wichtig, einen bewussten Umgang mit dieser Entgrenzung und den neuen Kommunikationsmöglichkeiten zu lernen.

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