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Innovation im Pflegeberuf

28.01.2022
von htmlheld_wartung

Sonja Beckmann arbeitet als klinische Pflegewissenschaftlerin im Universitätsspital Zürich. Ein innovativer Beruf, der Wissenschaft und Pflegeexpertise vereint. Im Interview erzählt sie, wie ihre Forschungstätigkeit von ihrer jahrelangen praktischen Erfahrung in der Pflege profitiert und weshalb die enge Verbindung von Wissenschaft und Praxis besonders den Patient:innen zugute kommt.

Dr. phil. Sonja Beckmann Klinische Pflege- wissenschaftlerin am USZ

Dr. phil. Sonja Beckmann,
Klinische Pflegewissenschaftlerin
am USZ

Frau Beckmann, Sie sind als klinische Pflegewissenschaftlerin am Universitätsspital Zürich (USZ) tätig. Was heisst das konkret?

Als Pflegewissenschaftlerin bin ich am Zentrum Klinische Pflegewissenschaften (ZKPW) angestellt. Wir erhalten Aufträge für Forschungsprojekte oder Evaluationen aus den Medizinbereichen des Spitals. Wir lancieren und realisieren aber auch eigene Projekte innerhalb unseres Interessenbereichs. Entsprechend weist der Berufsalltag Parallelen zur Forschungsarbeit in Universitäten und Fachhochschulen auf. Wir konzipieren Studien, beantragen die Finanzierung, erheben und analysieren Daten und veröffentlichen unsere Ergebnisse. Zudem arbeiten wir eng mit den Bildungsinstitutionen zusammen und begleiten beispielsweise Studierende der Pflegewissenschaften bei Forschungspraktika oder ihrer Masterthesis.

Was ist das Besondere an Ihrer Rolle im USZ?

Mit dem Doktorat in Pflegewissenschaften habe ich einen akademischen Weg eingeschlagen. Damit hat man verschiedene Karrieremöglichkeiten, zum Beispiel in der Forschung oder der Lehre an Hochschulen, oder, wie in meinem Fall, als Pflegewissenschaftlerin am USZ, also dort, wo auch die Pflege stattfindet. Das Spezielle an meiner Rolle ist jedoch, dass ich nicht nur in der Forschung, sondern auch in der klinischen Praxis tätig bin. Ich habe zusätzlich eine Anstellung als Pflegeexpertin in meinem Spezialgebiet Hepatologie. Meine klinische Erfahrung sowie der direkte Kontakt mit Patient:innen und Angehörigen lässt sich optimal mit meiner Forschung verbinden. Unsere Studien nehmen die Bedürfnisse von Patient:innen und deren Angehörigen auf und zeichnen sich durch die aussergewöhnliche Nähe zum Versorgungsalltag im Spital aus. 

Weshalb übernimmt das USZ dabei eine Vorreiterrolle?

Zum Zeitpunkt, als ich mein Masterstudium an der Universität machte, gab es noch nicht so viele Absolvent:innen. Das Studium war damals relativ neu in der Schweiz und man hatte kaum Erfahrungen mit dem Tätigkeitsfeld der Pflegeexpert:innen. Am USZ erkannte man früh das Potenzial und unterstützte die Entwicklung dieser Stellen. Heutzutage sind Pflegende mit Masterabschluss etabliert. Die klinisch tätigen Pflegewissenschaftler:innen kann man in der Schweiz jedoch noch an einer Hand abzählen. Das USZ ebnet dafür ebenfalls den Weg, indem es dieses Rollenmodell fördert. 

Welche Vorteile resultieren aus diesem neuen Modell?

Durch die Verbindung von Forschung und klinischer Tätigkeit funktioniert der Theorie-Praxis-Transfer aussergewöhnlich gut: Forschungsergebnisse werden rasch in die Praxis umgesetzt und umgekehrt leiten Themen des klinischen Alltags unsere Forschungsprojekte. Letztes Jahr erhielten wir für unser aktuelles Projekt den Innovationspreis des USZ. Dank der Einbindung in die Infrastruktur des USZ ist es uns Forschenden möglich, eng mit den Pflegenden und den medizinischen Fachpersonen zusammenzuarbeiten. In einer immer komplexer werdenden Pflegeumgebung bei gleichzeitig hohem Druck im Gesundheitswesen ist eine gute interprofessionelle Zusammenarbeit auch für das Spital selbst zielführend. Dadurch kann die Professionalität der Pflege verbessert und gestärkt werden, was letztlich vor allem unseren Patient:innen zugute kommt. Diese leiden meist unter komplexen Erkrankungen und profitieren auf direktem Weg von den wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen unserer Studien. 

Können Sie hierzu ein konkretes Beispiel nennen?

Mein Fachgebiet betrifft Leberzirrhose und Lebertransplantation. Gestützt auf Forschungsergebnisse entwickelte unser Team in Zusammenarbeit mit dem Kantonsspital St. Gallen ein spitalübergreifendes Versorgungsmodell zur langfristigen Unterstützung von Patient:innen und Angehörigen. Für die strukturierten Schulungen entwickelten wir Broschüren und Bildillustrationen, damit auch fremdsprachige oder kognitiv eingeschränkte Personen die komplexen Zusammenhänge der Erkrankung besser verstehen. Das Material entstand in Zusammenarbeit mit Pflegefachpersonen, Ärzt:innen und Patient:innen. Die Broschüren zur Leberzirrhose finden nicht nur in unserer täglichen Arbeit Anwendung, sondern auch in Spitälern der ganzen Schweiz. Es macht mir Freude zu sehen, dass unsere Forschung einen direkten Einfluss auf meine Arbeit mit Patient:innen und Angehörigen hat.

 

 

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Das Zentrum Klinische Pflegewissenschaft

Das Zentrum Klinische Pflegewissenschaft am Universitätsspital Zürich ist eines der ersten Zentren dieser Art in der Schweiz. Es verfügt über hochkompetente, national und international gut vernetzte und promovierte Mitarbeitende, deren Projekte in den letzten Jahren mehrmals mit dem Quality Award des USZ sowie dem kantonalen Forschungspreis ausgezeichnet wurden.

Mehr Informationen unter usz.ch/zentrum-klinische-pflegewissenschaft

 

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