Frau in MINT Beruf
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«Wir brauchen weibliche Vorbilder in MINT-Berufen»

01.06.2022
von SMA

Im Interview sprechen Montserrat Bolaños, wissenschaftliche Projektleiterin Sensorik bei armasuisse, und Ruzica Golubovic, Leiterin Technik und Unterhalt in der Sektion Radio Monitoring beim Bundesamt für Kommunikation (BAKOM), über die Faszination ihrer Arbeit und welchen Beitrag sie damit für die Schweiz leisten.

Montserrat Bolaños wissenschaftliche Projektleiterin Sensorik armasuisse

Montserrat Bolaños, wissenschaftliche Projektleiterin Sensorik, armasuisse

Ruzica Golubovic Leiterin Technik & Unterhalt Sektion Radio Monitoring BAKOM

Ruzica Golubovic, Leiterin Technik & Unterhalt,  Sektion Radio Monitoring, BAKOM

Frau Montserrat Bolaños, Frau Ruzica Golubovic, Sie arbeiten im Mathematik-, Informatik-, Naturwissenschaft- und Technik-Bereich. Was finden Sie an Ihrer Arbeit besonders bereichernd?

Bolaños: Der MINT-Bereich interessiert mich und es begeistert mich, mein Fachwissen im technischen Bereich einsetzen zu können. Dank meiner analytischen Denkweise löse ich gerne Probleme. Meine Ingenieurfähigkeiten helfen mir im Arbeitsalltag, verschiedene Aspekte zu berücksichtigen und darauf basierend Entscheidungen zu treffen. 

Golubovic: Ich schätze sehr, dass meine Arbeit so interdisziplinär ist. Mein Team ist für die Weiterentwicklung und den Unterhalt der Gesamtmessinfrastruktur und Messtechnik für die Sektion Radio Monitoring zuständig. Damit können Störungen im Frequenzspektrum in der Schweiz identifiziert und geortet werden. Mit meinem Team verfolge ich die neusten technologischen Entwicklungen aktiv, berücksichtige die aktuellen Normen und die stetig steigende Frequenznutzung. Wir arbeiten eng mit Rechts- und Finanzspezialistinnen und anderen Bundesämtern zusammen. 

Was hat Sie bewogen, in den MINT-Bereich zu gehen?

Bolaños: Ich habe in Spanien mit dem Studium angefangen und meinen Master an der EPFL (École Polytechnique Fédérale de Lausanne) absolviert. Danach bot sich mir die einmalige Gelegenheit, in Mikrotechnik und Mikrosystemtechnik zu doktorieren. So gab ich meine Stelle als stellvertretende Leiterin eines Labors an der EPFL auf und schloss mich bei armasuisse im Bereich Wissenschaft und Technologie der Radarabteilung an, um aus meiner Komfortzone herauszukommen. 

Golubovic: Ich hatte schon immer eine Leidenschaft für Mathematik und Physik. Dies hat mich zu einem Studium im Bereich Elektrotechnik mit Fachrichtung Telekommunikation bewogen. Die Idee, Informationen über eine nicht sichtbare Weise zu übertragen, faszinierte mich. Meine neugierige und lernfreudige Natur hat mich zu einer Doktorarbeit in diesem Bereich motiviert. 

Wie empfinden Sie das Gleichgewicht von Arbeit und Freizeit in Ihrem Beruf?

Bolaños: Bei armasuisse habe ich gute Arbeitskonditionen. Ich kann meinen Terminkalender selbst gestalten. Meine flexiblen Arbeitszeiten wie auch die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, geben mir Zeit für meine Kinder. Da ich und mein Mann je 100 Prozent arbeiten, können wir so das Familienleben gut bewältigen. 

Golubovic: Es ist eine wichtige Aufgabe, das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit zu finden. Die Bundesverwaltung engagiert sich in diesem Punkt sehr, um mit Teilzeitarbeit, Jobsharing oder verschiedenen Arbeitszeitmodellen eine Balance zwischen privatem und beruflichem Leben zu ermöglichen.  Homeoffice und flexible Arbeitszeiten gestatten mir eine gute Work-Life-Balance.

Inwiefern leistet Ihre Arbeit einen Beitrag an die Schweiz?

Bolaños: Zurzeit arbeite ich an einem Projekt namens Florako. Dieses beinhaltet unter anderem ein Radarsystem, welches für die Überwachung des Schweizer Luftraums zuständig und von nationaler Bedeutung ist. Momentan arbeiten wir an der Erneuerung von bestimmten Bestandteilen des Systems. Seit 18 Jahren bin ich in der Schweiz – und für das Land und den Schutz der Bevölkerung arbeiten zu dürfen, macht mich sehr stolz. 

Golubovic: Das BAKOM hat unter anderem den Auftrag, einen störungsfreien Funkverkehr sicherzustellen. Dies kommt der ganzen Schweizer Bevölkerung zugute. Ich bin sehr dankbar, hier einen Beitrag leisten zu können.

Wie erleben Sie es, sich als Frau in einer Führungsposition in der MINT-Branche zu positionieren?

Bolaños: Seit der Universität bin ich mit einer männlichen Mehrheit konfrontiert. Schon in meinem Jugendsport Judo war dies so. In all meinen Berufstätigkeiten habe ich mich immer sehr willkommen und geschätzt gefühlt und pflegte einen guten Kontakt zu meinen Arbeitskollegen. Dies ist auch bei armasuisse der Fall, einzig die Sprache ist mit den vielen militärischen Begriffen nicht immer einfach zu verstehen. Dies ist jedoch eine willkommene Herausforderung.

Golubovic: Es ist eine Tatsache, dass es im MINT-Bereich mehr Männer als Frauen gibt. Dass es weniger Frauen in Führungspositionen gibt als Männer, ist jedoch auch in anderen Bereichen der Fall. Ich fühle mich in meiner Führungsposition in der MINT-Branche wohl und hatte nie Probleme, in einer männerdominierenden Arbeitsumgebung tätig zu sein. Vielfalt im Team finde ich sehr bereichernd und wichtig, nicht nur in Bezug auf Geschlecht, sondern auch bezüglich Ausbildungen, Erfahrungen und Werdegängen. Dank verschiedener Sichtweisen gelingen neue und innovative Lösungen.

Die MINT-Branche wird vorwiegend von Männern dominiert. Wie könnte man andere Frauen dazu motivieren, sich für diese Branche zu entscheiden?

Bolaños: Man muss an seine eigenen Fähigkeiten glauben und sich trauen, einen Schritt nach vorne zu machen. Wir selbst wissen, was das Beste für uns ist. Mädchen brauchen weibliche Vorbilder, an denen sie sich orientieren können. Die Schule spielt eine wichtige Rolle, wenn es um die Motivation und die Stärkung ihres Selbstbewusstseins geht. 

Golubovic: Ich bin davon überzeugt, dass unsere Interessen und nicht unser Geschlecht entscheidend sein sollten bei der Berufswahl. Junge Frauen mit einer Freude an Technik, Wissenschaft oder Mathematik sollten keine Angst vor einer Ausbildung im MINT-Bereich haben. Es ist wichtig, weibliche Vorbilder in diesem Bereich zu fördern, um zu zeigen, dass MINT-Berufe nicht nur Männern vorbehalten sind, sondern auch Frauen dort ihren Platz finden können. 

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