Wie schützt man sein Unternehmen vor Cybercrime und wer deckt diese Fälle auf? IT-Forensiker Karsten Zimmer spricht mit «Fokus» über seinen aussergewöhnlichen Job.
Wenn es um die Auswertung von Spuren an einem Tatort geht, sind Forensiker:innen die Fachleute, auf die es ankommt. Doch nicht nur in der realen Welt braucht es diesen Job für die Spurenauswertung. Im digitalen Zeitalter ist die Arbeit von IT-Forensiker:innen immer wichtiger, um Cybercrime aufzuklären und Spuren zu verfolgen.
Karsten Zimmer, was genau machen Sie in der IT-Forensik?
Genau wie in der realen Welt suche ich nach kriminellen Spuren – jedoch auf Datenträgern und Systemen: Überall, wo man digital etwas ablegen kann. Da suche ich nach Cyberangriffen, kriminellen Handlungen oder nach Daten, die mutwillig oder nicht mutwillig gelöscht wurden.
Warum wird man auf Cyberangriffe so spät aufmerksam?
Die Systeme müssen verstärkt untersucht werden. Dafür fehlen meistens die Expert:innen, die vor Ort das System nach ungewollten Zugriffen durchforsten. Die Logdateien einer Firewall auszulesen und zu kontrollieren, kostet viel Zeit und Geld. Deswegen werden Angriffe meist Monate später bemerkt, wenn schon alle Informationen auf das angegriffene System gesammelt wurden. Wenn genug Informationen zusammengetragen wurden, fangen die Hacker:innen an, das System zu verschlüsseln und das Unternehmen zu erpressen.
Was ist das Spannende an der IT-Forensik?
Das Unvorhergesehene. Wenn ich eine Routine in der IT-Forensik reinbringe, komme ich meistens zu einem verfälschten Ergebnis. Jeder Fall ist einzigartig und bringt neue Erkenntnisse.
Welche Art von Verbrechen klären Sie auf?
Alles, was auf digitalen Datenträgern oder auf Handys nachzuweisen ist. Das reicht von Pornografie von Kindern bis zur Industriespionage. Auf der IAA in Frankfurt haben wir nachgewiesen, dass es bei einem A8 möglich ist, per WLAN auf den Bordcomputer und auf das Bremssystem zuzugreifen. Alles, was digital ist oder mit künstlicher Intelligenz zu tun hat, kann man forensisch auswerten. Darin liegt unser Know-how.
Was war Ihr bisher spektakulärster Fall?
Der spektakulärste war die Edathy-Affäre. Edathy war ein Bundestagsabgeordneter, der auf seinem Laptop Kinderpornografie besass. Er hat daraufhin mit einem Hammer seinen Laptop und seine Festplatte zertrümmert. Diese Festplatte haben wir mit einem einfachen Mittel in kürzester Zeit wieder zusammenkleben und somit die Daten sichern können.
Wie wichtig ist der Beruf der/des IT-Forensiker:in?
IT-Forensik wird in Zukunft immer wichtiger, da jedes erstellte Schriftstück nicht mehr ausgedruckt, sondern online gespeichert wird. Alles landet in der digitalen Welt und diese Datenmengen auszuwerten, ist die wichtige Aufgabe der IT-Forensiker:innen.
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