Fluglotsin bei der Arbeit
Inspiration Interview Mein aussergewöhnlicher Job

Wie wird man Fluglots:in?

29.06.2022
von Léa Stocky

Isabelle Escoriza begann im Januar 2013 ihre Ausbildung zur Fluglotsin bei einer Flugsicherungsgesellschaft in Payerne. Im Interview mit «Smart Employer» spricht sie über ihren Beruf und die vielen Vorteile ihrer Ausbildung.

Isabelle Escoriza, wofür sind Sie bei der Arbeit zuständig?

Ich bin Fluglotsin auf einem Militärflugplatz. Zudem coache ich Personen, die bei uns eine Ausbildung als dipl. Flugverkehrsleiter:in HF beginnen. Um Coach zu werden, muss man mindestens zwei Jahre praktische Erfahrung am jeweiligen Arbeitsplatz gesammelt haben, für den man lizenziert ist.

Daraufhin muss eine ungefähr zweiwöchige Ausbildung absolviert werden. Dabei werden einem verschiedene Tools des positiven Coachings vermittelt, um die Lernenden in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Es macht mir grossen Spass, mein Wissen an Menschen weiterzugeben, die in das gleiche Berufsfeld einsteigen möchten.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf am besten?

Die Abwechslung. Jeder Arbeitstag ist aufgrund des Wetters, des Flugverkehrs oder der Jahreszeit anders. Zum Beispiel ist der Verkehr im Sommer immer etwas dichter als am Ende des Jahres.

Was bedeutet Ihre Arbeit für Sie?

Für mich bedeutet es, Kenntnisse in den Bereichen Organisation, Planung, Stressbewältigung und Teamarbeit zu erwerben. Diese Fähigkeiten sind auch im täglichen Leben nützlich.

Können Sie von Ihrer Ausbildung erzählen?

Diese kann im Alter vom 18. bis zum 30. Lebensjahr absolviert werden. Im ersten Jahr eignet man sich Theoriewissen an und wird durch Simulationen in der Flugsicherung und Luftfahrt trainiert. Möchte man im militärischen Bereich tätig sein, muss man drei zusätzliche Monate Ausbildung absolvieren.

Danach folgt das Live-Training im Kontrollturm in Payerne, um die erste Lizenz zu erhalten. Die Ausbildungsdauer variiert je nach Leistung des Schülers, der Schülerin oder nach Flugverkehr.

Anschliessend kann man in Payerne eine zweite oder dritte Lizenz erlangen. Während der Ausbildung ist man im Kontrollturm angestellt.

Welche Methoden werden in der Ausbildung angewandt?

Es wird viel Theorie vermittelt, wodurch man eine Menge Wissen aufnimmt. Anfangs wusste ich nämlich nicht viel über die Luftfahrt. Parallel dazu führt man Simulationen durch, sowohl im Kontrollturm als auch auf dem Radar.

Ausserdem gibt es ein On-the-Job-Training, bei dem man von lizenzierten Fluglots:innen begleitet wird.

Was sind die Vorteile dieser Ausbildung?

Die Ausbildung ist spezifisch und wird vom Unternehmen selbst durchgeführt. Dadurch ist sie auf die Fähigkeiten ausgerichtet, die tatsächlich benötigt werden.

Darüber hinaus lernt man eine Menge über den gesamten Luftfahrtsektor. Die Ausbildung als Ganzes ist kurz, und in zwei bis drei Jahren werden die Auszubildenden zu Spezialist:innen in ihrem Bereich.

Welche Eigenschaften sind für diesen Beruf erforderlich?

Anpassungsfähigkeit ist besonders wichtig. Man wird täglich mit unterschiedlich schwierigen und manchmal auch unbekannten Situationen konfrontiert. Um darauf reagieren zu können, muss man in der Lage sein, sein Wissen und die zur Verfügung stehenden Tools zu nutzen sowie die individuellen Fähigkeiten weiterzuentwickeln und an die jeweilige Situation anzupassen.

Tritt während der Arbeit eine unerwartete Situation ein, muss man den Stress kontrollieren können.

Weiter muss man gut mit Stress umgehen können. Das ist schon während der Ausbildung bei der Ablegung von Prüfungen wichtig. Tritt während der Arbeit eine unerwartete Situation ein, muss man den Stress kontrollieren können.

Schliesslich muss man auch teamfähig sein, denn die meiste Zeit arbeitet man mit mehreren Menschen zusammen. Auch wenn jede Person klar definierte Aufgaben hat, müssen all ihre Kolleg:innen sie dabei unterstützen, bestimmte Herausforderungen zu lösen.

Inwiefern werden die Fluglots:innen während der Ausbildung betreut?

Wir führen regelmässig Prüfungen durch, um unsere Fortschritte zu messen und um zu ermitteln, ob die Ziele erreicht worden sind. Das ermöglicht, das Training und die Simulationen auf die einzelnen Auszubildenden und ihre Bedürfnisse anzupassen.

Welche Entwicklungsmöglichkeiten gibt es?

Nach der Zertifizierung für die jeweilige Stelle wird man Coach. Danach kann man sich in verschiedenen Positionen weiterentwickeln, zum Beispiel als Ausbildungsleiter:in oder Prozessmanager:in.

Alternativ kann man als Lehrperson Auszubildenden in der Schule Grundkenntnisse vermitteln. Es gibt auch viele weitere Berufe in der Luftfahrt, die sich anbieten.

Was würden Sie einer Person raten, die gerne Flugverkehrsleiter:in werden möchte?

Zu Beginn sollte man sowohl einen zivilen als auch einen militärischen Flugplatz besuchen, da die Arbeitsabläufe dort unterschiedlich sind. So kann man die verschiedenen Facetten des Berufs kennenlernen und den Fluglots:innen Fragen stellen.

Wie sehen Sie Ihre berufliche Zukunft?

In Payerne warten viele neue Challenges auf mich. Der zivile Teil des Flugplatzes wird stetig ausgebaut. Da der Zivilverkehr anders ist als der unserer Militärflugzeuge, bringt dies zusätzliche Herausforderungen mit sich und zwingt mich, auf neue Art und Weise zu arbeiten und zu denken. Gleichzeitig kann ich so meine Kenntnisse und Fähigkeiten verbessern.

Interview Léa Stocky

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