Stephen Hawking
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Stephen Hawking – Der Popstar unter den Physikern

29.06.2022
von htmlheld_wartung

Stephen Hawking galt als einer der klügsten Köpfe der Neuzeit und erlangte durch seine Aussagen und Forschungen Berühmtheit. Aber letztendlich sind es wohl seine einzigartige Krankheit und die damit einhergehende aussergewöhnliche Lebensgeschichte, welche ihn unvergesslich machten. Eine kurze Geschichte über den grössten Wissenschaftler seit Albert Einstein.

Anno 1942. Am Donnerstag, 8. Januar erblickte Stephen William Hawking das Licht der Welt. Als Sohn des Tropenmediziners Frank Hawking und der Wirtschaftswissenschaftlerin Isobel Hawking.

Die Eltern flohen aufgrund des zweiten Weltkrieges vom noblen Londoner Stadtviertel Highgate nach Oxford. Als Stephen acht Jahre alt war, zog die Familie Hawking nach St. Albans, wo er später die berühmte St. Albans Highshool besuchte.

Er selbst war kein guter Schüler, wie er später zugab. Obwohl er bereits als Teenager einen Computer aus recycelten Teilen baute, lernte er erst mit acht Jahren richtig lesen. Auch schlechte Noten seien gang und gäbe gewesen. Dem Wunsch seines Vaters, ebenfalls Medizin zu studieren kam Hawking nicht nach. Ihn zog es zur Mathematik. Da dieser Kurs an der Oxford University nicht angeboten wurde, entschied er sich für Physik.

Nach dem Bachelor Abschluss wechselte er nach Cambridge und begann am College Trinity Hall seine Promotion in Astronomie und Kosmologie. Bis anhin verlief sein Leben normal, doch das sollte sich schlagartig ändern.

Als er mit seiner damaligen Freundin im Gras lag, konnte er plötzlich nicht mehr aufstehen. Und dann kam der Schock: Ärzte diagnostizierten eine Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) – eine nicht heilbare Krankheit des Nervensystems. Sie gaben ihm noch drei bis fünf Jahre zu leben.

Dass er aber an einer äusserst langwierigen Form von ALS erkrankt war und noch über 55 Jahre weiterleben sollte, wusste dazumal noch niemand. Schnell verschlechterte sich sein Zustand. Aufgrund erster Lähmungserscheinungen der Hand konnte Stephen Hawking seine Doktorarbeit nicht mehr selbst schreiben. Seit 1968 ist er an seinen Rollstuhl gefesselt.

ALS als Motivationsschub

Diagnose hin oder her, Hawking liess sich nicht unterkriegen. Sie wirkte eher als Motivationsschub. In seiner Biografie schrieb er dazu: «Wenn man mit seinem baldigen Tod konfrontiert wird, realisiert man erst, wie wertvoll das Leben ist – und was man noch alles tun möchte».

Kurz darauf heiratete er seine Jugendliebe Jane Wilde. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor: Timothy, Robert und Lucy. Mit seiner Tochter zusammen schrieb er später mehrere Kinderbücher. Die Ehe wurde nach 25 Jahren geschieden und er heiratete später seine damalige Pflegerin Elaine Mason.

Jane Wilde soll gemäss eigenen Aussagen gegen Ende der Ehe extrem unglücklich gewesen sein und sogar – mit Erlaubnis von Stephen Hawking – eine Affäre geführt haben.

Für die Pflege des Physikers war am Anfang seine Ehefrau Jane zuständig, weil er keine fremde Hilfe annehmen wollte. Erst als er 1985 seine Sprechfähigkeit verlor, erlaubte er, dass Betreuer diesen Job verrichteten.

Seine Sprache verlor Hawking aber nicht aufgrund seiner Krankheit ALS, sondern eines Luftröhrenschnitts, der notfallmässig gemacht werden musste, als er an einer Lungenentzündung erkrankte.

Danach war er auf einen Sprachcomputer angewiesen. Zuerst konnte er mithilfe einer Software Buchstaben und Kommandos per Knopfdruck auswählen. Obwohl ihm über die Jahre genügend, seiner Stimme sehr ähnlich klingende, Alternativen angeboten wurden, blieb er seiner «Sience-Fiction-Stimme» der Achtzigerjahre treu.

Als die Krankheit so weit fortgeschritten war, dass er die Kraft in seinem Daumen verlor, konnte er anhand eines Infrarotsensors an seiner Brille den Computer steuern, indem er seinen Wangenmuskel bewegte.

Wissenschaftlicher Überflieger

Dies hielt ihn aber nicht davon ab, seinen brillanten Geist zu nutzen. Bekannt wurde er bereits in den 1960er-Jahren, als er die Notwendigkeit der Existenz von Singularitäten in der Relativitätstheorie Einsteins bewies, zusammen mit seinem Kollegen Roger Penrose.

Er wendete seine Theorie nicht nur auf Schwarze Löcher an, sondern auf das ganze Universum und verhalf somit der noch jungen Urknall-Theorie zum Durchbruch. Seine wichtigste Arbeit, so sagt man, stammt aus dem Jahre 1974 – die «Hawking Strahlung».

Mein Ziel ist einfach. Es ist das vollständige Verstehen des Universums – warum es so ist, wie es ist, und warum es überhaupt existiert.

Hawking stellte fest, indem er die Quantenphysik auf Schwarze Löcher anwendete, dass besagte Löcher mit der Zeit an Masse verlieren. Bis heute konnte sie noch nicht beobachtet werden, änderte aber die allgemein verbreitete Meinung der Wissenschaft, dass Schwarze Löcher Gebilde der Ewigkeit sind.

1979 wurde Hawking Professor für Gravitationsphysik an der Universität Cambridge und von 1979 bis 2009 wurde er auf den renommierten Lehrstuhl für Mathematik berufen – wie einst Isaac Newton.

Sachbuchautor und Popstar

Letztendlich waren es aber seine populärwissenschaftlichen Publikationen, welche den Physiker der breiten Masse bekannt machten. Er wurde zum Popstar. In seinen Büchern machte er seine Theorien und Forschungen auch für Laien verständlich und führte sie in die bisher nur schwer verständliche Materie des Universums ein.

In seinem 1988 erschienen Buch «Eine kurze Geschichte der Zeit» stellte er Theorien zu schwarzen Löchern, zur Quantenmechanik und zur Entstehung des Universums dar. Es wurde schlagartig zum Bestseller und verkaufte sich millionenfach. Doch anfangs tat sich Hawking schwer, die komplexen Themen verständlich zu formulieren.

So habe der Herausgeber Kapitel für Kapitel wieder retourniert, weil die Formulierungen kaum nachvollziehbar waren. Anfangs der 2000 Jahre folgten zwei weitere Publikationen.
Seine Bekanntheit stieg stetig an. Er hielt Vorträge in der ganzen Welt, traf Präsidenten und andere Staatsoberhäupter sowie den Papst. Er wurde Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften. Überraschend ist dies insofern, da der Wissenschaftler seine Erkenntnisse als Beweis sieht, dass es keinen Gott gebe.

Stephen Hawking

Er wirkte überdies in mehreren TV-Serien mit, unter anderem bei den «Simpsons», in «Star Trek» und «Big Bang Theory». Auch sein Leben wurde zweimal verfilmt. Gespielt von Benedict Cumberbatch in der 2004 erschienenen britischen TV-Biografie «Hawking – Die Suche nach dem Anfang der Zeit» zum einen und zum anderen von Eddie Redmayne.

Letzterer wurde für seine Rolle in «Die Entdeckung der Unendlichkeit» mit dem Golden Globe sowie dem Oscar als bester Schauspieler ausgezeichnet.

Die schwierige zweite Ehe

Doch auch negative Schlagzeilen musste Hawking über sich ergehen lassen. Vor allem in der zweiten Ehe stürzten sich die Medien auf ihn. Mehrere sonderbare Verletzungen und Brüche kamen ans Tageslicht.

Schuld daran sollte seine damalige Ehefrau Elaine Mason gewesen sein. Dies meint auch seine Tochter Lucy. Die langjährige Assistentin Hawkings Sue Masey wandte sich an die Medien und bezeichnete Mason als Monster und dass sie unter diesen Umständen nicht weiter für die Familie Hawking arbeiten könne.

Sie fügte an, dass die Verletzungen nur dann passierten, wenn Elaine und Stephen alleine waren. Anonyme Helfer meinten sogar, sie seien von der Ehefrau als «Einführungsritual» ins Schlafzimmer des Ehepaares beordert worden, um das Paar dann beim Geschlechtsakt vorzufinden.

Der Physiker selbst aber, verweigerte jegliche Aussagen und stritt mehrmals öffentlich ab, dass seine Frau Schuld an seinen Verletzungen sein sollte. Auch nach der Scheidung 2006 hüllte sich Hawking diesbezüglich in Schweigen.

«Es war eine grossartige Zeit»

Seine letzten Jahre nutzte der Physiker, um auf Problematiken hinzuweisen. So warnte er die Menschheit vor einem selbstverschuldeten Untergang durch Erderwärmung oder durch in der Gentechnik entstandene künstliche Viren.

Aber nur dann, wenn es uns nicht gelänge auf andere Himmelskörper zu übersiedeln. Auch sprach er sich gegen die Künstliche Intelligenz aus, denn er befürchtete, dass Maschinen eines Tages klüger werden als ihre Schöpfer.

Am 14. März 2018 starb mit Stephen Hawking einer der klügsten Köpfe der Neuzeit. Eine Person, die Unglaubliches erreichte, obwohl sie ohne Hilfe weder schreiben noch sprechen konnte. Er war ein Symbol der Hoffnung.

Eine Person, die sich trotz schwerer Krankheit nicht vom Weg abbringen liess und seinen Humor sowie seine Lebensfreude nie verlor. In einer letzten Botschaft, welche von der Universität Cambridge veröffentlicht wurde, meinte Hawking: «Es war eine grossartige Zeit, um am Leben zu sein.»

Und er liess es sich auch nicht nehmen, der Menschheit einen letzten Rat mitzugeben: «Schaut zu den Sternen und nicht hinab auf eure Füsse.»

Text Moreno Oehninger

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